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Pressemitteilung vom 03. April 2020

Offener Brief - Digital, genial, scheiß egal / Open Letter - Digital, ingenious, no matter what

english below

Digital, genial, scheiß egal - was wird aus dem Sommersemester 2020

Liebe Student_innen, Professor_innen, Mitarbeiter_innen der TU Chemnitz,

und im Besonderen: Liebe Mitglieder des Rektorates,

heute neigt sich die zweite Woche des vollständigen Stand-By (gelegentlich auch Lockdown genannt) der TU Chemnitz dem Ende. Die letzten Tage waren für uns alle eine nie dagewesene Herausforderung, persönlich für jede_n Einzelne_n, als Gemeinschaft aber auch auf allen Ebenen der universitären Zusammenarbeit. Wie auch ein Großteil der 2.300 Mitarbeiter_innen der Uni, arbeiten wir von zu Hause aus, versuchen auf dem Laufenden zu bleiben, während sich die Neuigkeiten und Ereignisse überschlagen. In einer solchen Ausnahmesituation kommt es auf jede_n Einzelne_n und auf die Zusammenabreit und Kommunikation untereinander an. Jedoch divergieren unsere Wege zusehends. Vom Rektorat wurde ein Krisenstab eingerichtet, um während dieser Notlage "angemessen" zu handeln. Die Student_innen, die größte Mitgliedergruppe der TU Chemnitz, sind darin nur vertreten, weil sich der Student_innenrat vehement für eine studentische Beteiligung eingesetzt hat. Dabei vertreten wir aktuell über 10.000 Student_innen, die ohne offiziell kommunizierte Informationen und direkte Möglichkeit zur Beteiligung in dieser Situation alleine gelassen wurden.

Als Student_innen, die sowohl von den Problemen betroffen sind, als auch Zugang zu Informationen aus dem Krisenstab haben, besitzen wir in dieser Zeit eine sehr anspruchsvolle Doppelposition in diesem ehrenamtlichen Supervisions-Krisenmanagement. Wir versuchen momentan unser Bestes, um für unsere Kommilition_innen da zu sein, ihren akuten Problemen auf der Ebene der Entscheidungsträger_innen Gehör zu verschaffen und ihnen die wenigen Informationen gebündelt und tagesaktuell zur Verfügung zu stellen. Dabei denken wir besonders an unsere internationalen Kommilition_innen. Das sind die 28 Prozent der TUCfamilie (gelegentlich auch TUCfamily genannt), auf die man sonst von Seiten der Universitätsleitung so stolz ist. Aktuell ist es aber eher so, dass diese Gruppe der Student_innen einfach unter den Tisch fällt, da spezifische Informationen nicht angeboten werden und auch die allgemeinen Neuigkeiten, wenn überhaupt, stark zeitverzögert übersetzt wurden. Wir freuen uns, dass unsere Kritik zumindest in diesem Punkt gehört und der fünfte offene Brief des Rektors von Anfang an bilingual veröffentlicht wurde. Auch die Abstimmung über grundlegende Fragen gestaltet sich mitunter intransparent und chaotisch. Jede Woche werden neue und widersprüchliche Informationen zum Sommersemester 2020 von verschiedenen Stellen laut. Von einem späteren Start, über eine Verkürzung des Semesters bis hin zu einer Verschiebung der Präsenzzeit in die vorlesungsfreie Zeit (eine unsägliche kognitive Fehlleistung des HRK-Präsidenten) haben wir vieles gehört. Wir schließen uns hier klar der Forderung nach einer Nichtanrechnung des Semesters an, weil es trotz aller Bemühungen kein normales Semester werden kann. Zwar begrüßen wir den ersten Schritt in die Richtung einer Digitalisierung der Lehre und sind beeindruckt, was bis jetzt von den Mitarbeiter_innen und Lehrenden ermöglicht wurde. Dennoch sind wir überzeugt, dass es sich hier nur um Notbehelfe, aber keinesfalls um einen Ersatz für eine qualitativ ausgereifte Präsenzlehre handelt. Das zeigt sich unter anderem daran, dass die Student_innen über den Start der digitalen Vorlesungen nur über einzelne Social-Media-Accounts der Pressestelle informiert wurden und nicht über eine zentrale Rundmail, bevor es fast eine Woche später erst im fünften Offenen Brief erwähnt wurde.

Die Umstellung des Zentralen Prüfungsamtes und des Studentensekretariates auf Home-Office wurde ebenfalls eher suboptimal ausgeführt. Erst der vehemente Widerspruch der Student_innenschaft hat dafür gesorgt, dass die Bearbeitung der Prüfungsverfahren nicht vollständig eingestellt wird und somit doch Zeugnisse ausgestellt und Noten verbucht werden. Dies gehört schließlich zu den Kernprozessen der ordnungsgemäßen Verwaltung einer Universität, die auch während des Notbetriebs gewährleistet werden müssen. An der Digitalisierung der Verwaltung muss allerdings noch dringend nachgebessert werden. Momentan wird vorausgesetzt, dass Student_innen einen Zugang zu Scannern, Druckern, Faxgeräten oder Ähnlichem haben, um Anträge oder Haus- und Abschlussarbeiten einreichen zu können. Durch geschlossenen Poolräume, Copyshops und Co ist diese Annahme zu kurz gedacht, schafft unnötige Hürden und wirkt generell der angestrebten Inklusion entgegen.

Während Student_innen schon unzählige ehrenamtliche Stunden und Nerven investierten, um Informationen zusammen zu tragen und aufzuarbeiten, den Student_innen Sicherheit zu vermitteln und die Belange dieser zu vertreten, versuchte die Pressestelle noch die aktuelle Situation botanisch zu verarbeiten.

Dafür erwarten wir keine hohlen Dankesphrasen in einem offenen Brief, sondern viel mehr, dass studentische Belange endlich die Priorität bekommen, welche sie auch verdienen. Dies muss vor allem vor dem Hintergrund passieren, dass wir die Existenzgrundlage unserer TUCfamilie sind. Wir gehen daher davon aus, dass unsere Forderungen kompromisslos und unverzüglich umgesetzt werden.

Mit herzlichen Grüßen, verbunden mit Wünschen nach bester Gesundheit,

der Student_innenrat der TU Chemnitz



Digital, ingenious, no matter what - what will happen to the summer semester 2020

Dear students, professors and staff of Chemnitz University of Technology,

and in particular: Dear members of the rectorate,

Today, the second week of the full stand-by mode (sometimes also called Lockdown) of TU Chemnitz comes to an end. The last days have been an unprecedented challenge for all of us, personally for each individual, as a community but also on all levels of cooperation within the university. Like most of the 2,300 employees of the university, we work from home and try to keep up to date with the latest news and events. In such an exceptional situation, it is important for each and everyone of us to work together and communicate with each other. However, our paths diverge visibly. The University Management has set up a crisis committee to act "appropriately" during this emergency. The students, the largest group of members of Chemnitz University of Technology, are only represented in it because the student council has vehemently advocated student participation. We currently represent more than 10,000 students who were left alone without officially communicated information and a direct possibility to participate in this situation.

As students who are both affected by the problems and have access to information from the crisis committee, we have a very demanding double position in this voluntary supervision crisis management during this time. At the moment we try our best to be there for our fellow students, to make their acute problems heard on the level of the decision makers and to provide them with all the scarce information in a concentrated and up to date way. We are especially thinking of our fellow international students. This is the 28 percent of the TUCfamily of which the university management is ordinarily so proud. At the moment, however, this group of students simply falls by the wayside, as specific information is not offered and general news was translated with a considerable delay, if at all. We are happy that our criticism was heard at least in this point and that the fifth open letter of the President was published bilingually from the beginning.

Even the coordination on fundamental issues is sometimes non-transparent and chaotic. Every week, new and contradictory information on the 2020 summer semester is heard from different quarters. We have heard a great deal, ranging from a later start, to a shortening of the semester, to a shift in the period of attendance to the lecture-free period (an unspeakable cognitive error on the part of the HRK President). In this respect, we clearly agree with the demand that the semester should not be credited because, despite all our efforts, it cannot become a normal semester. We welcome the first step in the direction of digitising teaching and are impressed by what has been made possible by the staff and lecturers so far. Nevertheless, we are convinced that this is only a stopgap measure, but by no means a substitute for qualitatively well developed face-to-face classes. This is shown, among other things, by the fact that the students were only informed at first about the start of the digital lectures via individual social media accounts of the press office and not via a central circular mail, before it was mentioned nearly one week later in the fifth open letter from the president.

The transition of the Central Examination Office (ZPA) and the Student's Office (Studentensekretariat) to work from home was also carried out somewhat less than perfect. Only the vehement opposition of the student body has ensured that the processing of the examination procedures is not completely stopped and that certificates are issued and grades are registered. After all, this is one of the core processes of the proper administration of a university, which must be guaranteed even during emergency operation. However, there is still an urgent need to improve the digitisation of the administration. At the moment, it is assumed that students have access to scanners, printers, fax machines or the like in order to be able to submit applications or homework and theses. Due to closed pool rooms, copy shops and so on, this assumption is thought too short, creates unnecessary barriers and generally counteracts the desired inclusion.

While students have already invested countless hours and nerves to collect and process information, to offer security to the students and to represent their interests, the press office has still tried to process the current situation botanically.

For this we do not expect hollow phrases of thanks in an open letter, but rather that student interests finally get the priority they deserve. This has to happen especially against the background that we are the basis of existence of our TUCfamily. We therefore assume that our demands will be implemented uncompromisingly and without delay.

Yours sincerely, with best wishes for good health,

the student council of TU Chemnitz

Offener Brief - Digital, genial, scheiß egal - was wird aus dem Sommersemester 2020

Open Letter - Digital, ingenious, no matter what - what will happen to the summer semester 2020

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